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Adventskonzert 2005

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Romantische Stimmung herrscht drinnen wie draußen

RAVENSBURG – Leise rieselte der Schnee auf das weihnachtliche Ravensburg, passend zum stimmungsvollen Programm des Oberschwäbischen Kammerorchesters im restlos ausverkauften Schwörsaal. Barocke und spätromantische Musik, Orchesterstücke mit Harfe und ein Harfenkonzert schufen drinnen festliche Atmosphäre.

Von Dorothee L. Schaefer

Mit 26 überwiegend jungen Musikerinnen und Musikern war das Orchester für Friedrich Händels »Concerto grosso op. 6. Nr. 7 B-Dur« und seinen fünf kurzen Sätzen etwas üppig besetzt, dazu trat noch der zarte Klang des Cembalos. Michael Wieder ließ diesen Händel mehr intellektuell denn repräsentativ aufscheinen, die kompliziert verschränkten Rhythmen im abschließenden »Hornpipe« zeigten Händels kammermusikalische Brillanz. Sehr schön gelang der Ausflug in die impressionistische Welt von Claude Débussy. Seine beiden für Harfe und Streichorchester komponierten Tänze – »Danse sacrée, très modéré« und »Danse profane, modéré« – interpretierte Ulrike Neubacher, als freischaffende Harfenistin in Stuttgart und im Allgäu lebend und unterrichtend, an der Harfe kräftig akzentuiert.

Silbrig klingt das Cembalo

In Johann Sebastian Bachs »Brandenburgischem Konzert Nr. 3 G-Dur« in drei Sätzen, dessen Adagio vom silbrigen Klang des Cembalo bestimmt wurde, fand das Orchester besonders im abschließenden Allegro zu präzis durchstrukturierter Homogenität.

Im »Konzert für Harfe und Streicher in G-Dur« von Georg Christoph Wagenseil, 1764 ursprünglich für Cembalo geschrieben, begleitete das Orchester vor allem im »Vivace« temperamentvoll das Spiel Ulrike Neubachers, das im Eingangsallegro die Führungsrolle innehatte. Zum Schluss hin erfreute Edvard Griegs bekannte Suite »aus Holbergs Zeit« mit ihren fünf Teilen – nach barocken Tänzen wie Sarabande, Gavotte und Rigaudon benannt – die Zuhörer. Griegs Werk stellt eine Anverwandlung dar: zum 200. Geburtstag des norwegischen Dichters Ludvig Holberg 1884 komponiert, verbindet Grieg »barocke« Form mit spätromantischer Klangwelt. Die Komposition hat etwas von einer sehnsuchtsvollen, heimwehkranken Hommage an einen überlebten, faszinierenden Stil, an eine vergangene Zeit. In den Sätzen traten manche Instrumentengruppen strukturierend in den Vordergrund, besonders die »Air«, ein »Andante religioso«, wirkte sehr geschlossen.

Beglückende Zugabe

Als beglückende Zugabe hatte Michael Wieder ein kleines Stück von Max Reger ausgewählt, ein »Lyrisches Andante«, das vom Orchester mit führenden Cellostimmen sehr genau und mit großer klanglicher Präsenz ausmusiziert wurde. Und wie immer sangen zum Abschluß alle ein Weihnachtslied gemeinsam: »Es kommt ein Schiff, geladen« paßte in dunklem Moll gut zur dunklen Jahreszeit.


Schwäbische Zeitung vom 22.12.2005