Sommerserenade 2016

Eine bezaubernde Serenade unter blauem Himmel

Oberschwäbisches Kammerorchester spielt im Innenhof der Pädagogischen Hochschule

Von Christel Voith

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Eine bezaubernde Serenade unter blauem Himmel (Foto: Christel Voith)

Weingarten / sz „So traumhaft“, „so eine Musikalität“, „dieser weiche Ton“ – so überschwängliches Lob hat man am Samstagabend in der Pause des Serenadenkonzerts des Oberschwäbischen Kammerorchesters gehört. Das Lob galt dem Solisten Teimuraz Bukhnikashvili, der in Carl Maria von Webers Konzert für Fagott und Orchester F-Dur op. 75 die Zuhörer sogleich gefangen genommen hatte.

Zauberhaft war allein schon die Stimmung im Innenhof der Pädagogischen Hochschule, wo das Konzert wider Erwarten unter blauem Himmel stattfinden konnte. Vögel flogen hoch über den Gebäuden dahin, mischten sich gelegentlich ins Spiel, auch der Innenhof selbst spielte mit, schickte ein leises Echo zurück. Man spürte die Freude der Musiker am gemeinsamen Spiel an freier Luft, die Verbundenheit mit Marcus Hartmann, der seit 2008 das Orchester leitet und in großer Ruhe dirigiert.

Ein graziöser Auftakt war die Ouvertüre zur nahezu vergessenen Oper „Andromeda und Perseus“ von Michael Haydn. Liebenswert hat der jüngere Bruder Joseph Haydns die Geschichte aus der griechischen Mythologie umgesetzt, man hört den Reiz der angeketteten Andromeda, die glücklich endende Liebesgeschichte.

Dann kam der Gast Teimuraz Bukhnikashvili, geboren in Tiflis. Nach dem Studium in seiner georgischen Heimat hat der sympathische Musiker ein Studium in München angeschlossen und unterrichtet seit 2013 als Fagottlehrer an der Musikschule Ismaning. Nach stimmungsvoller Einleitung des Orchesters kündeten leise Paukenschläge das Fagott an, das überraschend hell einsetzte. Behutsam hielt Hartmann das Orchester zurück, ließ dem Soloinstrument Raum, frei und warm strömte sein weicher Ton in die Luft. Ein Ton, den man umso mehr genoss, als er für gewöhnlich im Orchester im Hintergrund bleibt. Inniger Gesang war sein Solo im Adagio. Eingebettet ins Orchester, mutete es weihnachtlich pastoral an. Faszinierend war der Tonumfang, waren die sanften Übergänge, das betörende Piano. Kokett sang das Fagott im Rondo Allegro seine Koloraturen, tanzte dem Orchester voran, das hier temperamentvoll folgte. Als wär’s ein Kinderspiel, perlten die Töne rauf und runter. Als Überraschung fügte das Orchester vor der Pause eine romantische orchestrale Fassung des alten englischen Volkslieds „Greensleeves“ ein.

Wunderschön unbeschwerte Melodik kennzeichnete auch die Sinfonie Nr. 5 B-Dur des 18-jährigen Franz Schubert. In der sanft schwingenden Musik suchte man den Ton des Fagotts, dem man jetzt besondere Aufmerksamkeit schenkte, lauschte Flöte und Oboe. Im Andante legte sich das Horn über die Streicher, auch die Vögel sangen mit, als die Holzbläser einfielen. Schön war das Alternieren mit den Geigen, während die tiefen Streicher einen Klangteppich darunterlegten. Noch im sanften Verglühen des Satzes hatte das Horn das letzte Wort. Hell und beschwingt folgte das Menuetto, in tänzerischem Reigen eilte das Tutti zum frohen Finale. Es müssen nicht immer die Orchester mit großen Namen sein, die den Zuhörern einen genussvollen Abend schenken.

Trompeten und Trommel sind zurückgekommen für die erste Zugabe, bei der Johann Strauß’ Schnellpolka „Donner und Blitz“ über die Bühne fegte. Mit dem lyrischen Intermezzo aus Bizets Oper „Carmen“, mit Flöte und Harfe klang die Serenade still aus.


Schwäbische Zeitung vom 18. Juli 2016