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Sommerserenade 2013

Orchester zeigt sich allen Anforderungen gewachsen

Das Oberschwäbische Kammerorchester spielte im Hof der Pädagogischen Hochschule

Von Dorothee L. Schaefer

WEINGARTEN – Das Wetter war dem Oberschwäbischen Kammerorchester am Samstagabend wohl gesonnen, wenn auch ein kühler und von allen Seiten angreifender Windhauch sich im Laufe des Abends empfindlich bemerkbar machte. Der überraschend guten Akustik im Hof des PH-Gebäudes an der Nordseite der Basilika tat dies jedoch keinen Abbruch.

Drei sinfonische Werke hatte das von seinem Leiter Marcus Hartmann glänzend vorbereitete Orchester, das aus qualifizierten Laien und Musiklehrern besteht und sich seit seiner Gründung 1968 zu einem professionellen Klangkörper entwickelt hat, für diesen Abend ausgesucht.

Auftakt mit Schubert

Der jüngste Komponist - Franz Schubert - machte den Anfang mit der „Ouvertüre im italienischen Stil“. Im Alter von 21 Jahren schrieb Schubert diese Ouvertüre in wenigen Tagen und unter dem Eindruck des erfolgreichen Giaocchino1) Rossini auf- grund einer Wette mit Freunden. Er erlebte mit diesem Werk bereits bei seiner Uraufführung 1818 einen Riesenerfolg; es wurde zum Entree für den jungen Komponisten in die musikalische Welt Wiens. Sehr schön wirkten die differenzierten Bläsergruppen nach einem langsam aus- musizierten Beginn, jedoch gelingt Schubert in diesem Stück die Anverwandlung eines italianisierten Stils so überzeugend, dass man ihn hinter der Komposition nicht unbedingt vermuten würde.

Zum begeistert vom Publikum aufgenommenen Höhepunkt des Abends wurde Josef Haydns „Konzert für Trompete und Orchester“ in Es-Dur in drei Sätzen mit dem im Oberland sehr bekannten Solisten Hermann Ulmschneider. Von Beginn an setzte Ulmschneider deutliche Akzente, bewahrte jedoch über das ganze Werk hinweg einen leichten und doch strahlenden Ton sowie eine sehr persönliche und abwechslungsreiche Phrasierung, die sich in der ersten Kadenz in aller Rokoko-Verspieltheit auslebte, um dann im zweiten Satz die musikalische Führung zu übernehmen und im dritten spielerisch das Orchester, das eine stabile und sensible Begleitung bot, zu dominieren. Der stürmische Beifall des Publikums wurde mit der Wiederholung des dritten Satzes belohnt.

Unbekannte Komponisten

Nach der Pause kam ein unbekannteres Werk von einem wenig bekannten Komponisten zur Aufführung: Johann Wilhelm Wilms (1772–1847), der in der Nähe von Köln geboren wurde, also ein Zeitgenosse Beethovens. An diesen fühlte man sich gleich zu Beginn der vierten Sinfonie in c-moll op. 23 erinnert, vermisste allerdings dessen musikalische Erfindungskunst.

Wilms' Musik, die sich oft in tonversetzten Wiederholungen gefällt, lebt von schönen Bläserpassagen, im zweiten Satz von häufigeren Tonartwechseln, bekam dann aber im dritten und vierten Satz durch einen versetzten Tanzrhythmus doch noch beachtlichen Schwung. Man gewann den Eindruck, dass das Orchester sich jetzt so richtig warm gespielt hatte. Das zeigte auch noch die schmissige Zugabe, ein Stück ungarischer Promenadenmusik, die zum Abschluss den etwas ausgekühlten Besuchern noch einmal das Herz erwärmte. Orchester zeigt sich allen Anforderungen gewachsen


Schwäbische Zeitung vom 24. Juni 2013

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