Gemeinschaftskonzert 2007

Junge Geigerin entfacht leidenschaftliches Musikerlebnis

WEINGARTEN (dos) – Gemeinschaftskonzert hat es schlicht geheißen. Was tatsächlich am Samstag im Kuko geboten wurde, machte sowohl dem Oberschwäbischen Kammerorchester mit seinen Gästen, dem Orchestre Symphonique de Lyon, als auch der jungen Geigenspielerin Eva-Maria Vischi aus Weingarten, die als Solistin brillierte, alle Ehre.

Mit der majestätischen Ouvertüre zu »Coriolan« von Ludwig van Beethoven, entfachte das Orchester, das sich aus Musikern beider Formationen zusammensetzte, gleich zu Beginn ein musikalisches Feuer. Die exzellent spielenden Musiker gaben sich weich und geschmeidig, sowohl unter der Führung von Jean-Pierre Prajoux als auch Michael Wieder, die im Wechsel das gemeinsame Orchester behutsam, präzise und mitreißend lenkten.

Im zweiten Part, dem berühmten Konzert für Violine und Orchester von Felix Mendelssohn-Bartholdy, hatte die preisgekrönte 22-jährige Geigerin Eva-Maria Vischi ihren großen Auftritt. Dieses anspruchsvolle Konzert gab ihr die Möglichkeit ihr ganzes spielerisches Spektrum auf hohem Niveau zu zeigen. Sensibel, filigran und feingliedrig wie die Geigerin selbst wirkt, war auch ihr Spiel auf der Violine des berühmten italienischen Geigenbauers Giovanni Gabrieli aus dem Jahr 1761, mit der sie Klänge voller Charme und Gefühl zauberte. Lebhaft flogen ihre Finger, ließ ihre Hand den Violinenbogen über die Saiten streichen. Meisterhaft bildete sie einen melodischen Klangteppich aus Eleganz, gepaart mit Lebensfreude. Die technische Kunstfertigkeit des begleitenden Orchesters verliehen diesem Werk eine große stilistische Einheitlichkeit und Harmonie. Das Allegro molto appassionato war pure mitreißende Leidenschaft, das Andante dynamisch und die tiefen Gefühlsregungen des Komponisten hervorragend darstellend, und das Finale, das fröhliche und lebendige Allegro molto vivace, schloss den Soloteil Eva-Marias wunderbar ab. Mit »Bravo!«-Rufen machte das Publikum seiner Faszination Luft, und erhob sich zum rauschenden Beifall voller Hochachtung vor dem virtuosen Kind der Stadt.

Spielerische Leichtigkeit

Helle Klangfarben stimmte das Orchester mit Claude Debussys »Petite Suite« an. Die vorzüglichen Holzbläser und die anspruchsvolle Ausdrucksfülle der Streicher gaben den vier Sätzen eine reizvolle Gestalt. Im sanft wogenden »En Bateau«, im entspannt eleganten und vielgestaltigen »Cortège«, im spielerischen, wundervoll melodiösen »Menuett« und im farbenprächtig volltönenden »Ballet« gelang es Jean-Pierre Prajoux und dem Orchester eine stimmige und nuancenreiche, unbeschwert vitale Atmosphäre einzufangen.

Es folgte die »Carmen-Suite« von Georges Bizet. Diese fulminante sechsteilige Werk spielten die Musiker mit hingebungsvoller Leichtigkeit, ließen die Melodien Bizets zur Geltung kommen und hielten seine Klangflüsse in wogender Bewegung: vom salbungsvollen Präludium über Intermezzo, von boleroartigen Tanzrhythmen bis hin zum fulminanten Schluss: Sauber das Klangbild und die Wechselspiele zwischen Streichern und Flöten, beherzt die Paukistin, die gekonnt für das rhythmische Rückgrat sorgte.

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Eva-Maria Vischi hat als begeisternde Solistin beim Gemeinschaftskonzert des Oberschwäbischen Kammerorchesters und des Orchestre Symphonique de Lyon in Weingarten, das Konzert für Violine von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf der wertvollen Violine des berühmten italienischen Geigenbauers Giovanni Gabrieli aus dem Jahr 1761 gespielt. (Foto: Susi Donner)

Schwäbische Zeitung vom 5.11.2007