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Weihnachtskonzert 2014

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Ein gefälliges Programm aus Barock und Moderne

Oberschwäbisches Kammerorchester gibt Weihnachtskonzert im ausverkauften Schwörsaal

Von Dorothee L. Schaefer

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Das Oberschwäbische Kammerorchester hat im ausverkauften Ravensburger Schwörsaal ein tolles Weihnachtskonzert gegeben.
Bild: SZ

An den Anfang des Konzerts mit dem Oberschwäbischen Kammerorchester hatte Dirigent Marcus Hartmann einen kaum bekannten italienischen Komponisten gestellt, den in Bologna 1698 geborenen Gaetano Maria Schiassi. Dessen „Pastorale per il Santissimo Natale di nostro signore“ in vier Sätzen erinnerte in ihrer ganz und gar italienischen Machart stark an den 20 Jahre älteren Vivaldi.

Besonders im zweiten und dritten Satz „Allegro“ und „Largo spiccato“ schienen musikalische Formen wie aus dessen „Jahreszeiten“ auf. Durchwoben von Harfentönen, die wie Tropfen in das Gewebe der Streichertöne fielen, entwickelte sich eine erstaunliche Komposition, die mit einem sanften und leisen „Andante“ endete.

Natürlich anmutig und konzentriert nahm die erst 14-jährige Elisso Gobibedaschwili danach W. A. Mozarts großes dreisätziges Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 in A-Dur KV 219 in Angriff und verlieh dem ersten Satz einen gleichsam postromantischen Schwung. Im Adagio setzte sie das Vibrato ein wenig zurückhaltender ein, im tänzerischen dritten Satz („tempo di menuetto“) übernahm sie vollends die Stimmführung vor dem von Marcus Hartmann umsichtig geleiteten Orchester.

Während dreier schwieriger Solokadenzen in den Sätzen konnte sie auch kein mehrfaches Kleinkindergreinen aus dem Takt bringen. Es machte Freude, ihr beim Spielen zuzusehen: In ihrer Zugabe, der 17. Caprice von Paganini – einem Stück, das zwischen allen möglichen Halbtönen und Doppelgriffen dahinflattert – bewies sie nicht nur außerordentliche Präzision, sondern legte erstaunliche Musikalität in dieses Stück Fingerübung.

Eine Überraschung nach der Pause kam mit Gustav Mahlers „Adagietto“ aus der 5. Sinfonie, das nur ein Streicherensemble mit Harfe (Melissa Hartmann) verlangt. Dieses schwierige Stück, unsterblich geworden als Filmmusik zu Viscontis „Tod in Venedig“, ist der vierte Satz innerhalb einer dramatischen Sinfonie und wirkt wie eine Traumsequenz voller Sehnsucht und tiefer Melancholie. Dem Orchester gelangen die fließende und dann auch wieder zart stockende Bewegung, das An- und Abschwellen der Musik, die Crescendi und die Diminuendi auf den Punkt genau.

Zum Abschluss und nach dem seelenvollen Mahler-Stück sorgte die „English Suite for String Orchestra“ des britischen Komponisten Charles Hubert H. Parry für fröhliche Stimmung. Fünf Sätze mit Schwung und Pizzicato, bewegt, tänzerisch und pointiert setzten den Schlusspunkt unter ein Konzert, das perfekt aufs Fest einstimmte. Danach war das traditionelle gemeinsame Weihnachtslied angesagt – und immerhin sang fast das ganze Publikum zur Orchesterbegleitung das bekannte, aus dem frühen 17. Jahrhundert stammende Kirchenlied „Vom Himmel hoch, o Engel, kommt“. Und das war wie immer ein besonderer Moment in der Kirche: gemeinsames Singen ist wie sich gegenseitig Frieden wünschen.


Schwäbische Zeitung vom ??